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Vertiefende Informationen

Informieren Sie sich kartenbasiert, per Videoausschnitten, Blogeintragungen oder per downloadbarer wissenschaftlicher Beiträge über die Geschichte des KZ Mittelbau-Dora.

Nordhausen im Nationalsozialismus – Ein Historischer Wegweiser

Ein Foto von in Reih und Glied eine Straße entlang marschierender junger Frauen in Uniform. Sie tragen Hakenkreuzfahnen. Auch die Häuser am Straßenrand sind mit Hakenkreuzen geschmückt.
NS-Propagandaaufmarsch am Kornmarkt, nach 1933. Foto: Stadtarchiv Nordhausen.

Die Website zeigt anhand exemplarischer Orte die nationalsozialistische Durchdringung des politischen und kulturellen Lebens sowie die Geschichte von Verfolgung, Widerstand und Zwangsarbeit in Nordhausen.

Der historische Wegweiser berichtet über die wenigen Menschen, die sich den Nationalsozialisten entgegen stellten, und zeichnet das Verfolgungsschicksal der Nordhäuser nach, die aus der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ ausgegrenzt und vielfach ermordet wurden. Seit Kriegsbeginn gehörten zudem Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen zum Stadtbild. Nahezu alle Nordhäuser Firmen profitierten von der Zwangsarbeit ausländischer Männer, Frauen und Kinder.

Blog #otd1945

Die letzten Monate der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora

Der Blog #otd1945 („on this day 1945“) richtet Tag für Tag den Blick auf einzelne Geschehnisse in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora zwischen den Monaten Januar und Juni 1945.

Anfang 1945 hofften viele Häftlinge in den Konzentrationslagern auf ihre baldige Befreiung. Die deutsche Kriegsniederlage war nur noch eine Frage der Zeit. Doch das Morden in den Lagern und auf den Schauplätzen der Zwangsarbeit brach nicht ab. Im Gegenteil: Es eskalierte.

Die Situation für die deutsche Bevölkerung und die Häftlinge in den Konzentrationslagern konnte nicht unterschiedlicher sein: Während die einen weitermachten, mitmachten oder schlicht wegschauten, kämpften die anderen in den überfüllten Lagern unter katastrophalen Bedingungen um ihr Überleben.

Das massenhafte Sterben endete nicht mit der Befreiung der KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora am 11. April. Für viele auf Todesmärsche getriebene Häftlinge brachte erst die deutsche Kapitulation am 8. Mai ein Ende der Gefangenschaft. Aber selbst danach starben weiterhin Häftlinge an den Folgen der KZ-Haft.

Ausstellung: „Der erste Transport“

Häftlingsliste des ersten Transports ins Außenlager Dora, 27. August 1943 (Auszug)
(Arolsen Archives)

Die Gründung des KZ Mittelbau-Dora

Ab dem 17. August erscheinen an dieser Stelle die Beiträge der Plakatausstellung „Der erste Transport“, die an die Ankunft der ersten Häftlinge im KZ Mittelbau-Dora vor 80 Jahren erinnert.

In den frühen Morgenstunden des 28. August 1943 trieb die SS 107 Häftlinge am Lagertor des KZ Buchenwald zusammen. Sie waren für den sogenannten „Transport Süd“ ausgewählt worden, der tatsächlich in Richtung Norden führte: Mit Lastwagen wurden sie an den Fuß des Kohnstein gebracht, einer rund 335 Meter hohen Erhebung im Harzer Vorland bei Nordhausen. Dort sollten sie durch schwerste Zwangsarbeit ein unterirdisches Treibstoffdepot in eine bombensichere Rüstungsfabrik umbauen.

Die Ankunft dieser ersten 107 Häftlinge markierte die Gründung des „Arbeitslager Dora“. In den folgenden fast 15 Monaten entstand daraus im Südharz der ausufernde KZ-Komplex Mittelbau mit insgesamt 60.000 Häftlingen.

Dora – KZ des „totalen Krieges“

Das Cover zeigt ein schwarz-weißes Foto eines Stollens, indem mehrere Menschen mit einer Lore an einem Holzgerüst arbeiten.

Der Film „Dora – KZ des ‚Totalen Krieges‘“ erzählt die Geschichte des vorletzten im „Dritten Reich“ gegründeten Konzentrationslagers. Die Insassen des KZ Mittelbau mussten mörderische Zwangsarbeit bei der Montage der vom NS-Regime propagierten „Vergeltungswaffen“ V1 und V2 sowie beim Ausbau unterirdischer Flugzeug- und Treibstoffwerke leisten. Ein Drittel der mehr als 60.000 Häftlinge überlebte die KZ-Haft nicht.

Historische Filmaufnahmen und Interviews mit Überlebenden vermitteln einen Überblick, was es bedeutete, Häftling im KZ Mittelbau zu sein.

Die gezeigten Ausschnitte stammen aus dem Dokumentarfilm, den die Regisseurin Loretta Walz im Auftrag der Gedenkstätte Mittelbau-Dora realisiert hat.

Beiträge zur Geschichte des KZ Mittelbau-Dora

Einwohner Nordhausens beerdigen unter Aufsicht amerikanischer Soldaten die Toten des Außenlagers Boelcke-Kaserne in einem Reihengrab. In dem Grab liegen die toten Körper dicht an dicht.
Einwohner Nordhausens beerdigen unter Aufsicht amerikanischer Soldaten die Toten des Außenlagers Boelcke-Kaserne in einem Reihengrab, 1945. Foto: John R. Driza.

Regine Heubaum: Als der Krieg nach Nordhausen kam – lokale Bearbeitungen erinnerungspolitischer Herausforderungen

In vielen deutschen Städten organisieren die NPD und andere rechtsextreme Gruppierungen anlässlich der Jahrestage alliierter Luftangriffe regelmäßig Gedenkveranstaltung und Feierstunden. Diese Veranstaltungen werden oftmals unter das Motto »Ehrenhaftes Gedenken statt Anpassung an den Zeitgeist« gestellt und bedienen gezielt Opfernarrative, die auch heute noch in der bürgerlichen Mitte der Gesellschaft verbreitet sind. Das wohl bekannteste Beispiel hierfür ist Dresden, das in den vergangenen Jahren wegen seines Umgangs mit dem Gedenken an die Bombardierung der Stadt immer wieder in den medialen Fokus geriet (vgl. Fache 2009, Winter 2015)...

Ein Mann in Uniform vor einem Mikrofon. Direkt hinter ihm steht ein hölzerner Anhänger, der bis oben mit durcheinandergeworfenen Leichen gefüllt ist.
Der gefangene SS-Obersturmführer Franz Hößler in Bergen-Belsen vor einem mit Leichen verstorbener Häftlinge beladenen Lastwagen-Anhänger. Hößler war der letzte Schutzhaftlagerführer des KZ Auschwitz, dann des KZ Mittelbau-Dora und schließlich des KZ Bergen-Belsen.

Jens-Christian Wagner: Auschwitz im Harz

Als die Rote Armee Auschwitz erreicht, sind die meisten Häftlinge schon »evakuiert« – weiterverschleppt in andere Lager. Vor allem Mittelbau-Dora bei Nordhausen wird für viele zur zweiten Hölle.

Ein sonderbares Datum, dieser 27. Januar. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog ist es gewesen, der ihn 1996 zum landesweiten Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus proklamiert hat – der Tag, an dem 1945 das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz südöstlich von Kattowitz durch die Roten Armee befreit worden war. Der Name des KZs steht seit dem großen Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963 bis 1965 nicht nur für den Mord an den europäischen Juden, sondern für die NS-Verbrechen schlechthin. Weit über eine Million Menschen aus Deutschland und allen von der Wehrmacht besetzten Ländern Europas starben hier in den Gaskammern, durch Zwangsarbeit oder wurden auf andere Weise umgebracht: Juden, Sinti und Roma, sowjetische Kriegsgefangene und viele andere Häftlinge.
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Eine Aquarellzeichnung, welche einige ausgemergelte tote Häftlinge in einem Graben am Wegesrand zeigt. Einige haben Einschussloecher am Kopf. Im Hintergrund sind die Silhouetten von Menschen in einer Kolonne zu erkennen. Ihr folgen drei Silhouetten, die bewaffnet aussehen.
„Après d’évacuation de Dora. Entre Dora et Bergen-Belsen“ (Nach der Evakuierung Doras. Zwischen Dora und Bergen-Belsen), Aquarellzeichnung des ehemaligen Häftlings Maurice de la Pintière, 1945 (nach der Befreiung).

Regine Heubaum: Die Räumung des KZ Mittelbau

Ausgangspunkt für die Räumung der Mittelbau-Lager waren zwei Luftangriffe der Royal Air Force auf die Stadt Nordhausen am 3./4. April 1945, bei denen weite Teile der Stadt zerstört und viele Menschen getötet wurden. Vom Außenlager Ellrich, das nur etwa zwölf Kilometer von Nordhausen entfernt lag, waren die Angriffe der britischen Bomberverbände gut zu sehen. Gleichzeitig rückten die US-amerikanischen Bodentruppen von Westen her weiter vor und schon seit Tagen konnten die Lagerinsassen den Lärm der Geschütze an der nahen Front hören.

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 Im Vordergrund der Gedenkstein mit der Inschrift: "Hier litten und starben Widerstandskämpfer aller Nationen. Ihnen Ruhm und Ehre." Rechts und links davon zwei NVA-Soldaten mit Gewehren. Im Hintergrund das Gebaeude des Krematoriums. Davor stehen Teilnehmer:innen der Gedenkveranstaltung.
Gedenkveranstaltung auf dem Krematoriumsvorplatz der Gedenkstätte Dora, 1954. Foto: Unbekannt.

Jens-Christian Wagner: Mittelbau-Dora. Die Erinnerung an das Konzentrationslager im deutsch-deutschen Grenzbereich nach 1945

„,Wir haben nichts gewusst von alledem, was im Kohnstein und Lager Dora geschah!‘ So sagen alle die, die man jetzt verantwortlich macht für die Folgen des Naziregimes. Wer aber so etwas sagt, der lügt! Jeder hat doch jeden Morgen und jeden Abend den Gleichschritt der Zebrakolonnen durch die Stadt Nordhausen gehört. Da hat wohl jeder einmal nach ihnen geschaut und wird gesehen haben die dahinschleichenden Männer mit den blassen Gesichtern, die von schwer bewaffneter SS begleitet wurden. Wie oft ist da ein Auto durch die Unterstadt in Richtung Weimar gefahren, vollgepfropft mit Toten, die nach Buchenwald ins Krematorium kamen. [...]“

Einsicht in die Akte des Schutzlager-Rapports
Schutzhaftlager-Rapport des KZ Buchenwald, 15. August 1944. Durch die Ankunft der Transporte aus dem aufgelösten „Zigeuner-Familienlager“ Auschwitz-Birkenau am 3. August 1944 stieg die Zahl der Sinti und Roma in Buchenwald fast um das Doppelte an.

Jens-Christian Wagner: Kollektive Überlebensstrategien. Sinti und Roma als Häftlinge im KZ Mittelbau-Dora

Das KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen existierte bekanntlich nur über einen relativ kurzen Zeitraum von anderthalb Jahren, von Spätsommer 1943 bis April 1945. In diese Phase fällt die Auflösung des „Zigeuner-Familienlagers“ in Auschwitz-Birkenau und die Ermordung der meisten seiner Insassen. Für die wenigen männlichen Überlebenden des Auschwitzer „Familienlagers“, die zur Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie herangezogen wurden, entwickelten sich die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora zu den wichtigsten Auffanglagern: Etwa 2.500 als „Zigeuner“ kategorisierte Jungen und Männer wurden zwischen April und August 1944 von Auschwitz-Birkenau nach Buchenwald überstellt. Mehr als die Hälfte von ihnen, rund 1.500 Häftlinge, leitete die SS von dort nach Mittelbau-Dora weiter. Innerhalb der Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma ist das KZ Mittelbau-Dora mithin ein zentraler Haft- und Todesort.

Walter Dornberger, Herbert Axter, Wernher von Braun und Hans Lindberg nach ihrer Verhaftung durch amerikanische Truppen.
Walter Dornberger, Herbert Axter, Wernher von Braun und Hans Lindberg nach ihrer Verhaftung durch amerikanische Truppen, 1945. Foto: Louis Weintraub.

Karsten Uhl: Deckgeschichten. „Von der Hölle zu den Sternen“. Das KZ Mittelbau-Dora in Nachkriegsnarrativen

Das KZ Mittelbau-Dora wird von der historischen Forschung als paradigmatisch für die KZ-Zwangsarbeit angesehen. Zum Zwecke der Untertageverlagerung der Rüstungsindustrie – u.a. der Produktion der „V2“-Rakete – wurden 60.000 Menschen aus dem besetzten Europa in den Südharz verschleppt. Dieser Aufsatz beschäftigt sich anhand des 1960 entstandenen Films "Wernher von Braun – Ich greife nach den Sternen" mit in der Kulturindustrie zirkulierenden Deckgeschichten der Nachkriegszeit, in denen die Rede von Mittelbau-Dora auf den Raketenmythos beschränkt war und die mit dieser Thematisierung überhaupt das Schweigen über das KZ erst möglich machten.

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